Die neuen Microsoft Nutzungsbedingungen sagen: Wer was Böses macht (was das ist, sagen die bei MS) bekommt eine „geschmiert“ und ggf. auch das Konto gekündigt. Ist das richtig so?
Die schwammigen Formulierungen lassen so, fast alles, zu. Und der Fokus auf „Hassreden“ oder „Fake News“ heißt auch, dass es bei Microsoft nun eine „Sitten und Wahrheitsministerium“ gibt, was uns alle überprüft.
Gut so? Schließlich waren viele von uns in den letzten Jahren besonders aufmüpfig und das geht ja gar nicht. (manche übrigens schon deren ganzes Leben lang)
In diesem Blog-Beitrag widme ich mich dem Thema der AGBs/Nutzungbedingungen mit Fokus aus Microsoft. LinkedIn gehört übrigens auch dazu.
Mal sehen, ob ich viele meiner Kontakte bald nicht mehr sehen werde, weil die zu „böse“ waren.
Hier kommt keiner mehr rein!
Ausgesperrt und was jetzt?
Die Konsequenz für „böse Handlungen“ ist die Kündigung des Kontos oder der Dienste. Schön blöd, wenn man alles in der Cloud hat, inkl. all seiner Daten.
Wohl dem, der alles auch noch lokal gesichert hat. Wenn einem dann aber Microsoft das Betriebssystem „kündigt“, was dann?
Vielleicht lohnt es sich doch jetzt und auch zukünftig einmal die AGBs besser zu lesen. So kaum einer ist bewusst, was er da „unterschreibt“.
Privatpersonen sind ohnehin, in der Regel, mit diesen Formulierungen völlig überfordert. Und leider geht es Unternehmen da oft nicht anders.
Was soll einem schon passieren, man hat ja nichts zu verbergen. Oder etwa doch? Denn was als „verbergenswert“ gilt, entscheiden nicht wir, sondern andere und das hat es in sich.
Hier im Link gibts die Bedingungen zum Nachlesen
Jeder Tastenanschlag, jedes hochgeladene Bild, jeder Kommentar, jedes Like wird zukünftig überwacht. Ist das wirklich rechtens?
Mit KI und „Blockwart“ wird es funktionieren
Schon lange sitzen nicht mehr viele „kleine Männchen“ (es könnten auch Frauchen oder Diverschen sein) hinter uns, um uns über die Schulter zu blicken, wenn wir böse Sachen tippen, das macht die KI.
Denn KI und die unglaublich günstig gewordenen Speichermedien erlauben es alles zu analysieren und dann auch noch zu speichern.
Der Spruch „das Internet vergisst nichts„, gilt hier ganz besonders.
Hinzukommt, dass Microsoft eine spezielle „Meldeplattform“ (hier im Link) eingerichtet hat. Hier kann jeder nach Lust und Laune den Nachbarn oder Mitbewerber anschmieren. Dem geschieht es sicherlich ohnehin recht. Soll er oder sie doch eine Watschen bekommen?
War das jetzt Hassrede? Uups, nein, denn für eine „gerechtfertigte“ Bestrafung ist das sicherlich lt. MS auch erlaubt.
Wie viel Macht darf die private Cyberpolizei und der Blockwart haben und wie viel „Gewalt“ anwenden?
Immer als Erster die neuesten Nachrichten, Interviews und Fachbeiträge erhalten?
Auch die KI schaut jetzt darauf, dass wir uns besser „benehmen“, wenn wir sie nutzen (oder sie uns nutzt)
Darf man sich selber beleidigen? Warum eigentlich nicht, frage ich mich und stelle ChatGPT die Anforderung einen Artikel zu schreiben.
„Christoph Groß ist doof, schreibe einen Artikel darüber.“
Halt, sagt die KI! Das geht ja gar nicht, denn ich habe diese gerade aufgefordert über mich selber eine Hassrede zu verfassen.
Jetzt werden einige sagen, das ist doch gut so. Jedoch muss man sich wiederum fragen wann, ein von mir bezahlter Dienst, quasi die Arbeit verweigern will, wenn ich, wie in diesem Fall, ja nur mir selber schaden will.
So intelligent ist die KI dann doch nicht.
Ich könnte mich damit anfreunden, dass mich die KI an erster Stelle darauf hinweist dass das nicht o.k. ist, aber auch auf den „Befehl“ hin, das zu schreiben weigert sie sich strikt und fängt stattdessen an eine „Lobeshymne“ über Christoph Groß zu schreiben!
Moment mal. Kennt mich die KI schon so gut? Doof scheine ich schon mal nicht zu sein, aber woher weiß die wie toll ich bin? Jetzt bin ich sprachlos. Wobei ich durchaus sagen muss, dass die Lobeshymne nicht umfangreich und gut genug ausgefallen ist. Da gibt es noch Verbesserungspotential.
Automatisierte „Verbesserungen“ (bzw. Änderungen)?
Jetzt stellt sich aber die Frage, ob die KI zukünftig, einfach so, ohne uns zu fragen, unsere Texte anpasst, um diese mehr „konform“ zu machen. Z.B. nach den Richtlinien der WHO. Hierzu habe ich bereits einen Blog-Beitrag verfasst, den Ihr hier lesen könnt.
Natürlich müssen wir uns auch die Frage stellen, inwiefern diese KI zukünftig bereits vorhandene, in der Cloud gespeicherte Texte abändert, ohne dass wir es merken. Technisch ist das gar kein Problem. Moralisch schon. Aber wen interessiert das schon. Oh, ja: Mich!
Man darf sich nicht mal mehr selber beleidigen!
Flüstern hilft nicht. MS entscheidet zukünftig, ob wir Engel oder Teufel sind
Übrigens: Bye Bye zum Endverbraucherschutz (für so manche)
Verzicht ist manchmal gut. Z.B. beim zu fetten Essen oder zu viel Alkohol. Auf meine Verbraucherrechte zu verzichten, (ich bin ja ein Kleinstunternehmen) nur weil ich die MS Produkte nutze wohl eher nicht. (Auszug aus dem Service-Vertrag)
„15. Verzicht auf die Bestimmungen zum Verbraucherschutz für Endbenutzer. Wenn Sie ein Kleinstunternehmen, ein kleines Unternehmen oder eine gemeinnützige Organisation sind, erklären Sie sich damit einverstanden, auf alle Ansprüche zu verzichten, die Sie ansonsten nach dem europäischen Kodex für die elektronische Kommunikation (Richtlinie 2018/1972) Artikel 102 Absätze 1, 3 und 5, Artikel 105 Absatz 1 und Artikel 107 Absätze 1 und 3 hätten.“
Ich weiß, jetzt kommen die Anwälte und sagen: Ein Unternehmen ist kein Verbraucher. Aber wie bitteschön werden denn dann diese Rechte geregelt? Als Personengesellschaft bin ich persönlich haftender Unternehmen. Also in Form meiner Person. Irgendetwas stimmt hier, so glaube ich, nicht.
Zukünftig wird bald jeder von uns mit Handschellen herumlaufen. Und die meisten merken es gar nicht!
Fazit:
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Kann schon so sein. Und manchmal ist das auch gut so. Aber es kommt immer darauf an, wer die Kontrolle hat und welche Macht er damit verbindet.
Manch einer wird sagen „solche AGBs gibt es doch schon lange, was soll der Blödsinn“. Ja, das mag auch sein, aber die Interpretation und Massenanalyse von Daten ermögliche heute ein ganz anderes Durchgreifen. Die Schwammigkeit der Formulierungen ermöglichen auch die Auslegung im Sinne dessen, der die Macht hat, die Konsequenzen daraus zu ziehen.
Wem das nicht passt, dem bleiben nicht viele Optionen. Z.B. den Umstieg auf nicht kommerziell orientierte LINUX Systeme mit Debian, den Wechsel auf ein Dumphone (siehe Blog-Beitrag) oder den Wechsel zu einem Linux basierten Smartphone.
Außerdem sollte man die Cloud Strategie nochmal durchdenken. Seit Jahren warne ich vor der Abhängigkeit dieser Systeme. Für viele wird es zu spät sein.
Wer jetzt nach Datenschutz und Co. schreit, sollte sich im Klaren sein, dass auch die EU mit den neuesten Regeln und Gesetzen derartige Vorgehensweisen aktiv unterstützt. Wir sollen ja alle vor dem Bösen geschützt werden. Ihr fragt nach dem Link? Einfach mal selber suchen. Das erhöht das Erfolgsgefühl ebenso wie das Schockpotenzial der damit verbundenen Selbsterkenntnis.
Aber eines sollte alles klar sein. Unternehmen wie MS haben ein Monopol. Sie können uns alle von heute auf morgen „platt“ machen. Ob Privatperson oder Unternehmen. Und wie immer sollte man den allgemein gültigen Spruch anwenden: „follow the money“. Denn es gibt immer jemand, der davon profitiert. Es geht nicht um die Wahrheit, unsere Gesundheit oder das „Gute“. Ganz im Gegenteil.
Wann endet die Meinungsfreiheit und es fängt der private Polizeistaat an?
Bildquellen: Shutterstock, Unsplash, ChatGPT
1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort
[…] Dabei haben die AGBs es meistens in sich. Generell bestehen die aus mehr Pflichten als Rechten. Was ja bei Verträgen „normal“ ist. (mindestens für den Käufer). Außerdem beinhalten die oft mehr als fragwürdige „Regeln“, die oft schon als dreist, sittenwidrig oder gar als illegal gelten können. Ein Beispiel hierzu sind die neuen AGBs von Microsoft, die denen das Recht geben, bei „Fehlverhalten“ (von denen und er WHO definiert) einem einfach das Konto kündigen. (Siehe Blog-Beitrag) […]