Die Story

Verkaufen, verschenken, verschrotten, verzweifeln!

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Geld gespart, aber Nerven verbraucht

Wer von Euch hat schon einmal ein 100m2 Wohnung nach 23 Jahren in eine 2-Zimmer-Wohnung und ein Wohnmobil „minimiert“?
Wahrscheinlich noch sehr wenige bis keiner der Leser hier.(Die Wohnung ist für mich ein „Zwischenstopp“, weil ja das Wohnmobil noch nicht da ist.)

Mit der Aufgabe haben wir im September begonnen, um dann bis Ende November fertig zu sein. Etwas „Erfahrung“ hatten wir ja bereits mit dem „Downsizing“ einer 3-Zimmer-Wohnung meiner Eltern, die leider ins Altenheim mussten. Da landete ungeheuer viel Material einfach im Container, weil es nicht anders ging. Aber das ist eine andere Story.

Fassen wir also mal die vielen verschiedenen Phasen zusammen.

Phase I – „Wenn der Entrümpler einmal klingelt“

Ich gestehe: Ich bin auf die Werbung hereingefallen, als eine Broschüre mit einem nett lächelnden Münchner im Briefkasten lag und anscheinend die Lösung für all unsere Probleme anbot „Ich kaufe Flohmarkt Ware, Möbel, Teppiche, Pelze (haben wir keine) etc.“ und entrümpeln tut er auch.
Wahnsinn! Diese Werbung kommt ja zu einem perfekten Zeitpunkt. Also sofort angerufen und einen Besichtigungstermin vereinbart.

Dann aber…. „Tut mir leid, das ist alles Schrott, Klavier (Nussbaum 1893), Schlafzimmermöbel (Caruba Nuss Furnier und italienischer Klavierlack) einer Deutschen Markenfirma, wie neu, die mal > € 5.000,– gekostet haben und und und, alles Schrott das keiner haben will.“ Flohmarkt-Ware kauft er nicht mehr und Möbel nur, wenn die antik sind. „Ich kann ihnen aber gerne ein Entrümplungs-Angebot machen“
Na was solls, der „Marketing Reinfall Schock“ war groß und das Angebot kam einige Tage später per E-Mail.
Läppische € 3.000,– sollte mich das Ganze kosten. Darin schon € 300 als Pauschale Anrechnung verkaufbarer Ware einkalkuliert.

Mein Fazit: „Nein Danke, veräppeln Sie bitte jemand anders!“

Ein noch volles Wohnzimmer von dem nur ca. 10% noch gebraucht wird

Phase II – der ebay Kleinanzeigen® Verkauf

Eigentlich ganz einfach. Ware fotografieren, beschreiben, ggf. verhandeln und verkaufen. Sollt wohl bei den vielen tollen Sachen leicht möglich sein. Denkste! Folgendes musste ich „schmerzhaft“ feststellen:

  1. ebay Kleinanzeigen ist gar nicht generell kostenfrei. Ab 50 Anzeigen in 4 Wochen kostet jede weitere Anzeige 95 Cents. Lösung: mehrere Konten anlegen. E-Mails habe ich ja schließlich genug. (insgesamt hatte ich ca. 120 Anzeigen platziert!)
  2. Auch bei hochwertiger Ware (nicht Technik) liegt bei vielen „Kunden“ der Triggerpreis bei ca. 10-15 % vom damaligen Kaufpreis.
  3. Selbst hochwertige Möbel, wie unser Lederbett aus den Segmüller Werkstätten will so gut wie keiner habe. Ging dann für € 200 weg. (Kaufpreis ca. 4.000,–)
  4. Die Zuverlässigkeit von angeblich total interessierten Käufern ist erschreckend. Keine Rückmeldungen, keine Absage, keine eingehaltenen Termine. Das Resultat bei mir „keine Lust mehr“
  5. Anstatt für das „Hochschieben“ der Anzeige zu bezahlen, einfach neu einstellen. Das merkt keiner bei eBay.

Deswegen schließt sich einer vorangegangenen Preisreduzierungs-Phase in der Regel die „Kleinanzeigen-Verschenkphase (IIA)“ an.
Aber auch hier ist es bemerkenswert, wie schwer es ist, etwas kostenfrei an den „Kunden“ zu bringen.
Der Hammer kommt aber auch da, wenn z.B. der „Beschenkte“ einer großen Filmleinwand fragt, ob man die auch versenden kann.
Wie bitte? Kostenlos einpacken und dann das riesige Teil noch als Sperrgut zur Post bringen, alles für lau? Manchen Leuten ist einfach nicht zu helfen. Kein Wunder, dass ich es auch nicht getan habe.

So endet ein verschenktes TV Rack auf der Strasse vor dem Haus. An der Tür noch ganz „dankbar“ übernommen, aber dann hat es wohl nicht mehr ins Auto gepasst.

Phase III – Die Verschrottung oder der Wertstoffhof als neue „Heimat“

Es ist tatsächlich unbeschreiblich, wie viel Schrott sich in 23 Jahren in einer Wohnung und im Keller ansammelt.
Noch nie haben wir den Wertstoffhof so oft besucht, wie in den letzten Monaten. Geschätzt 20 Fahrten mit Auto (Fiat 500c, da passt ja nicht so viel rein) und den jeweils geliehenen Transportern.

Wer hier die „das könnte man doch noch gebrauchen“ Mentalität hat, ist leider fehl am Platz. Die Verschrottung als letzter und unwiderruflicher Ausweg hat aber auch Vorteile. Er ist endgültig und bestätigt das Ende; ein für allemal.

Verschenk Aktionen vor der Haustür. Ob Bücher oder anderer Kleinkram. Hier ging ziemlich viel schnell weg. In einer größeren Stadt geht das halt!

Fazit: Wer vor solch einer Mammut-Aktion steht, sollte:

  • Sehr früh anfangen. Am besten schon 6 Monate im Voraus
  • Bei größeren verschenkten Teilen einfach eine Kaution verlangen, die verfällt, wenn das Teil nicht abgeholt wird (für mein Klavier von 1896 habe ich einfach  € 250,– verlangt)
  • Nicht zu viel Erlös erwarten, besonders, wenn man hochwertige Artikel verkaufen will. Sich auch mit wenig bis nichts zufrieden geben. Denn die Alternative ist die Verschrottung

Und: Ohne die genau Summe zu verraten. Die Erlöse haben die veranschlagten Kosten der sogenannten „Entrümpelung“ weit überschritten. Anstatt eines „fetten Minus“ haben wir ein „fettes Plus“ gemacht. Es lohnt sich also wenn man es richtig macht.

Und was das zuvor genannte „Verzweifeln“ angeht: Das könnte einem passieren. Die Lösung ist einfach: Seh es als Befreiungsschlag. Als Befreiung von all dem Materiellen, das ohnehin niemand braucht und nur als Klotz am Bein mitgeschleppt wird. Denn es stimmt, dass „weniger auch mehr sein kann“. Nach dieser Aktion glaube ich fest daran.

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