Die Story

Der Münchner Miethai Angriff

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Haie, sie bekommen einfach nicht genug. (Fressen) Genauso ist es bei „Miethaien“ (Geld)

Wer 23 Jahre in einer Wohnung gewohnt hat, hat diese bis dahin wahrscheinlich bereits abbezahlt. Denn vor 23 Jahren wäre ein Kauf zum Preis der Nettomieten über die Jahre sicher möglich gewesen. Dafür hatte ich mich nie entschieden und damals war das sicher auch gut so. Denn mein Einzug in München basierte auf den 13ten Umzug in meinem Leben und das im Alter von 25 Jahren! Fakt ist. Mein Vermieter hat bisher eine ordentliche Menge Geld bekommen.
Fakt ist deswegen auch, dass die damals abgeschlossenen Verträge heute meist komplett ungültig sind. Manchmal ist das Mietrecht doch auf der Seite der Mieter.

Ungültige Verträge, aber scheinen mein Vermieter-Imperium und dessen Familienmitglieder nicht zu interessieren. Den Net-Worth schätze ich auf ca. 500 Mio. Euro. Kein Joke. Mir sind Zahlen der Anzahl Häuser alleine in München bereits seit dem Einzug bekannt. Nur das Haus, in dem wir wohnten, schätze ich auf ca. 50 Mio. €.

Kurz nach der Kündigung bekomme ich Besuch. Erst ein netter Smalltalk und dann der frontale Angriff. Der „Miethai“ versucht zuzubeißen, indem er gerne hätte, dass ich mich mit € 3.500,– für das Streichen der Wohnung beteilige. Einfach hier unterschreiben. Wie bitte? Moment mal? Das ist doch gar nicht zulässig. Vergleichsangebote? Fehlanzeige. Warum wohl?
Ich weiche geschickt aus, indem ich mit dem Zusatz „Die Zustimmung zur Beteiligung bedarf einer weiteren schriftlichen Bestätigung durch den Mieter zur Gültigkeit“. Der Hai fühlt sich in Sicherheit. Das Festmahl scheint nur hinausgeschoben, denkt er.

Ich mache mich schlau, inkl. Anwältin und bekomme es schriftlich: „Die Verträge sind so ungültig. Sie müssen die Wohnung nur besenrein hinterlassen“ also alles richtig gemacht. Yeah!

Aber wie gehts weiter? Nach einem Überraschungsanruf im Auto habe ich plötzlich einen Hai am Telefon, der zwar nicht zubeißen kann (räumliche Distanz), aber dessen doch sehr laute Stimme mir zu verstehen gibt, dass ihm meine Ablehnung gerade gar nicht „schmeckt“. Gut so!
Aber was nun? Wie komme ich aus der Sache raus, ohne, dass ich ewiglich auf meine Kaution warten muss. Denn eines ist klar. Der Sinn der ganzen Aktion ist es, keine Kaution erstatten zu müssen. Eine Kaution, deren Gesamtsumme ganz zufälligerweise der gewünschten Beteiligung sehr nahekommt. Eine Kaution, von der ich eine Vorabkalkulation der Zinsen angefordert hatte, die nachweislich nicht dem entsprach, was sie sein sollte. Ihr könnt es Euch denken. Deutlich zu wenig.

Nach Rücksprache mit der Anwältin, die mir zwar davon abrät, entschließe ich mich einfach, die letzten 2 Mieten nur minimal mit je 50,– pro Monat zu bezahlen. Ich weiß, dass der Hai ganz schön wild werden wird. Aber ich weiß mir nicht anders zu helfen. Ich sehe es als „Notwehr“ an. Ist zwar juristisch ein Blödsinn, aber alle Storys, die ich so von den Nachbarn gehört habe, geben mir recht.

Das mehr als 23 Jahre alte Bad mit 3/4 Sitzbadewanne und Gasboiler. Sicherlich der „Traum“ aller Nachmieter.

Wer sich wundert, warum ich mich hier so querstelle, ganz einfach. Seit kurz nach dem Einzug wurde mir immer wieder versichert, dass meine Wohnung beim Auszug „generalsaniert“ werden würde. Denn genau das ist bisher immer so erfolgt. Da diese eine, der wenigen verbleibenden, unsanierten Wohnungen war, sollte jedem klar sein, dass hier das Bad, die Küche, bis hin zur Elektrik alles herausgerissen und neu gemacht werden muss. Die Beteiligung gilt also nicht der Renovierung mit sofortiger Vermietung, sondern einer Beteiligung an der Sanierung, die der Hausverwalter mit min. € 40.000 beziffert hatte.
Hinzu kommt, dass mir das verwandtschaftliche Verhältnis der Sanierungsfirma bekannt ist und dieser mir bei einer Besichtigung die möglichen, geplanten Sanierungen (1 Tag vor dem netten Forderungsbesuch von Herrn X) bis hin zum Austausch aller Steckdosen bestätigt hatte. Dieser Herr Y ist übrigens der Mann von Frau X aus der Abnahme, die wiederum die Tochter von Herrn X, dem Hausverwalter aus dem Immobilienklan ist. Spannend, oder etwa nicht?

Übrigens wurde mir bis zum Schluss die schriftliche Aussage verweigert, dass die Sanierung erfolgt. Kein Wunder, denn dann wäre ja die Beteiligung direkt hinfällig gewesen. Wie man dann aber den Mietpreis auf € 20,– pro m² erhöhen kann (Aussage vom Verwalter) war mir schleierhaft.

Wie schaut die Schlafzimmerwand hochwertiger aus? Mit oder ohne Verklinkerung. Ich musste es leider entfernen. Aber das war ja auch eine berechtigte Forderung.

Die Abnahme oder – selten so viel Spaß gehabt!

Wir kommen pünktlich zum Abnahmetermin. Zu zweit. Frau X kommt alleine. (Dafür beißt Sie sich wahrscheinlich heute noch selber in ihren Hintern)
Ein kaltes Gesicht „begrüßt“ uns. Nicht nur, weil die Heizung Ende November in einer leeren Wohnung schon etwas „kaltgestellt“ wurde, sondern weil ja bereits bekannt ist, dass ich keine Lust habe, ohne Verpflichtung mich an der sogenannten Renovierung zu beteiligen.

Für das, was jetzt kommt, sollte man nicht vergessen, dass die Wohnung nur „besenrein“ hinterlassen werden muss. Keine zugeschmierten Löcher, kein vorher stattgefundene Putzorgie, von Mängeln aufgrund der „normalen Abnutzung“ der Mietsache mal ganz zu schweigen. Lasst Euch überraschen.

Bewaffnet mit Ihrer Smartphone-Kamera werden jede Menge Fotos gemacht und sofort mit der Mängelliste begonnen. Was für alle Zimmer beim Einzug vor 23 Jahren noch auf ein Blatt gepasst hat, braucht heute ein Blatt pro Zimmer. Das kann ja heiter werden.

Dann gehts los:

  • „Die Fenster sind nicht geputzt“ – Muss man nicht!
  • „Da sind ja keine Busch Jäger Steckdosen verbaut“ – muss ich nicht, denn Hauptsache es ist eine Steckdose da wo sie hingehört drin (werden eh ausgetauscht)
  • „Da ist ein Schutz auf dem Parkett“ – wird natürlich sofort entfernt – obwohl das Parkett ganz bestimmt geschliffen und neu versiegelt wird

Bereits nach der Aufnahme des ersten Zimmers ist die Seite voll. Meine Bemerkung: „Das kann ich aber so nicht unterschreiben, weil gar nicht relevant“ wird echauffiert zur Kenntnis genommen. Schnell mache ich ein Foto des Blattes, nur mal so zur Sicherheit. Eine Aktion, die noch Folgen haben wird. Denn zu mehr als einem Foto komme ich nicht!

Wer nicht will, dass ein anderer das Abnahmeprotokoll fotografiert, erklärt das Papier inkl. Protokoll zu dessen „Eigentum“ und dreht die Blätter schnell um.

Dann gehts weiter:

  • „Hier fehlt die Abdeckung für das Schloss der Toilettentür“ – Meine Antwort, dass sie dort liegt und nur angeschraubt werden muss, nachdem die Tür neu lackiert wurde, ist Ihr egal und wird nur mit „das müssen wir dann berechnen“ beantwortet
  • „Im Schlafzimmer ist ein großer Kratzer im Parkett“ – Meine Antwort – „Ich habe ein Angebot einer Parkettfirma vorliegen, die mir normale Abnutzung bestätigt“. Antwort „Dann soll das ein Nachbar bestätigen“ – Ich: „Ein von Ihnen abhängiger Mieter, denke, das ist keine so gute Idee.“ Sie: „dann holen wir eben jemand von der Straße, der soll das bezeugen“, Ich: „Sie sind also der Meinung, dass gerade ein Parkett Experte unten am Haus vorbeiläuft“ Dann gibt Sie auf!
  • „Im Schlafzimmer fehlt der Rauchmelder“ Ich: „Ja der ist hier“ Sie:  „Der ist verplombt und darf nur von einer Fachfirma wieder angemacht werden. Das müssen wir dann auch berechnen.“
  • „Die Rollos klemmen beim Hochziehen“ Ich: „kann sein, weil die schon so alt sind“
  • „Der Wasseranschluss in der Küche tropft ja und da steht eine Plastikbox drunter“ Ich: „Stimmt, ich habe Sie ja informiert, dass ich das Wasser im Hahn in der Toilette nicht abstellen kann, weil der durchdreht.“ u.s.w.

Ich denke mit dieser „Abnahmekonversation“ kann man die Lächerlichkeit der Panik zum Finden von möglichen Mängeln in den Augen von Frau X erkennen. Dabei habe ich noch so einiges hier herausgelassen. Zur Verdeutlichung der Zielsetzung von Frau X und für unser Amüsement sollte es aber reichen.

Die Tränendrüse zieht nicht, wenn es ums Geld geht.

Jetzt ändert Frau X ihre Taktik

„Schauen Sie doch mal tief in Ihr Herz, Herr Groß. Finden Sie es da nicht angebracht, sich an ursprüngliche Vereinbarungen zu halten? (Sie meint die Renovierungspflicht). Wir haben uns ja auch immer an unsere Vereinbarungen gehalten und da bin ich schon enttäuscht, dass Sie sich nun so verhalten.“ Meine Antwort: „Nein. Die Gesetzeslage hat sich verändert und ich halte mich ans Gesetz.“
Diese Antwort gefällt Ihr natürlich gar nicht.

Wir entscheiden uns zu warten bis Frau X Ihre Bestandsaufnahme gemacht hat und Ihren Stapel Geheimpapiere mitnimmt. Aber halt. Die Bestätigung der Schlüsselübergabe erfolgt noch schriftlich, natürlich auch mit entsprechenden Bemerkungen, weil ich das Wohnungsschloss einmal getauscht hatte (war ihrem Vater bekannt), aber großzügigerweise ein Zusatz Sicherheitsschloss einbauen ließ. Kostenlose Zusätze nimmt man natürlich gerne in Kauf.
Am Ende sind wir froh es überstanden zu haben und vergessen glatt den Stromzähler abzufotografieren, was natürlich auch wieder ein lustiges Nachspiel hat.
Denn Frau X weigert sich strikt, mir das Foto zukommen zu lassen und verweist mich auf die Stadtwerke. Ich denke, so verhält sich eindeutig eine „beleidigte Leberwurst“.

Auf in den Kampf 

Meine Angelrute stand bereit. Die Haken waren geschärft und der Köder ausgeworfen. Es war Zeit, aus dem Gejagten den Jäger zu machen!

  • Vermieter X schickt mehrere Mahnungen. Direkt nach der Besichtigung kommt die Creditreform Forderung mit saftigen Gebühren.
  • Einspruch meiner Anwältin, mit dem Verweis, die Miete wird gegen das Guthaben und die Verzinsung der Mietkaution gegengerechnet.
  • Rücknahme der Creditreform Forderung
  • Zusendung einer Gesamtabrechnung des Vermieters, plötzlich ganz ohne jegliche Forderungen einer Renovierungs-Beteiligung.
  • Aufforderung meiner Anwältin zur Bestätigung, dass damit alle gegenseitigen Forderungen erledigt wären.
  • Direkte Zusage des Vermieters.
  • Am nächsten Tag beginnt man dort mit der Sanierung. (Ja; Ich habe noch meine „Spione“ im Haus)

Na also, geht doch. Und plötzlich so schnell. Kein Wunder, denn der Verlust überschreitet jetzt schon die geplanten Miet- und Zusatzeinnahmen. Warum nicht gleich so. Wenn aber der Hunger nach Geld, ob legal erzielt oder nicht, so unermesslich wie der eines Hais ist, muss dieser auch manchmal erkennen, dass nun er am Haken hängt und nicht umgekehrt.

Wenn der Gejagte zum Jäger wird, kann es vorkommen, dass der Miethai irgendwann auf dem Trockenen liegt!

Gesamtes Fazit: Zeugen, eine gute Dokumentation, und eine Rechtsschutzversicherung können durchaus entscheidend sein. Das Wichtigste ist aber das eigene Gehirn einzusetzen, ggf. unübliche Wege zu gehen und sich von reichen Vermieter-Klans nicht auf der Nase herumtanzen zu lassen. Bei uns hat es auf jeden Fall funktioniert.

Der gierige Miethai hat dabei mehrfach „ins Leere gebissen“, denn dem fehlen nun nicht nur die € 3.500,– der „Renovierung-Beteiligung“ sondern auch noch 2 Monate Miet-Einnahmen a‘ ca. € 2.000,–. Hätte er sich mal lieber nicht mit einem tapferen Fisch-Schneiderlein wie mir angelegt!

Bildquelle: Shutterstock
Texte bestmöglich nach Gedächtnisprotokoll dokumentiert.

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